Mittwoch, 2. September 2009

Moose, Moose


Heute geht es früh raus – wir haben viel vor. Aber zunächst genehmigen wir uns ein Frühstück im Ort in einem Bäckerei-Fleischerei-Snack-und-Lunch-Bistro. Der Laden ist echt urig, super simpel eingerichtet, aber irgendwie so, wie man es aus amerikanischen Filmen zu kennen meint, die in Nestern am Ende der Welt spielen. Anschließend geht’s weiter zum Emerald Lake. Bevor wir den erreichen, machen wir aber noch an der Natural Bridge Halt.
An dieser Stelle hat sich der Kicking Horse River im Laufe der Zeit unter den Felsen hindurch gefressen und eine kleine Brücke zurück gelassen. Sehr spektakulär, wie die Wassermassen um und durch die Engstellen rauschen.
Einige Kilometer weiter am Ende der kleinen Straße (kleine Straße heißt auf kanadisch übrigens nicht etwa eng – auch hier passen locker zwei Sattelschlepper neben einander) liegt der Emerald Lake idyllisch im Tal. Das Wasser ist nahezu spiegelglatt und schimmert smaragdgrün im Sonnenlicht. Am anderen Ende des Sees rauscht ein kleiner Wasserfall von den Gipfeln ins Wasser und einige Touristen paddeln in Kanus über den See. Auf einer kleinen Landzunge lädt eine Lodge zur Übernachtung ein. Aber dazu ist es ja noch viel zu früh am Tage.
Wir fahren weiter zu den Takakkaw Falls. Um die zu erreichen, müssen wir eine kleine Stichstraße nehmen, die als Herausforderung eine Stelle mit drei engen Serpentinen bietet. Die Kurven sind hier so eng, dass größere Wohnmobile oder Busse den mittleren Teil nur rückwärts nehmen können: Also zunächst den ersten Anstieg vorwärts bewältigen, dann rückwärts den zweiten Teil überbrücken, um dann wieder vorwärts den Aufstieg fortsetzen zu können. Die Falls selber sind die zweitgrößten Wasserfälle Kanadas und rauschen vom Gletscherwasser des Daly Glacier gespeist, satte 254m in Tiefe. Auf einem kleinen Wanderweg können wir zur Basis vordringen. Aber so weit gehen wir dann doch nicht, denn schon in einiger Entfernung wird es aufgrund der Gischt unangenehm nass.
Auf dem Weg zurück zum Highway haben wir Glück und erleben den einen der zwei Spiral Tunnels, die es für die Eisenbahn in diesem Tal gibt, in Aktion. Um die Steigung auf annehmbare Werte zu reduzieren, wurden zwei spiralförmige Tunnel in den Berg gesprengt. Die Bahn fährt also oben hinein, schraubt sich in einer 180° Kurve weiter hinunter und kommt zwei, drei Etagen tiefer wieder hinaus. Bei der Länge der Güterzüge hier (125 Wagons mit je zwei Containern übereinander gestapelt ist die Regel) sieht man also oben noch die Wagons in den Tunnel fahren, während unten der Zug schon wieder aus dem Tunnel kommt. Der zweite Tunnel ist etwas weiter Richtung Osten am Kicking Horse Pass zu bewundern. Auch hier haben wir Glück und sehen gerade noch die letzten drei Wagons in den Tunnel fahren....
Ungefähr an dieser Stelle verlassen wir den Yoho National Park und wechseln hinüber in den Banff National Park. Da wir die gleiche Strecke in ein paar Tagen noch einmal fahren, beschließen wir heute aus Zeitmangel den neuen, langweiligen aber schnellen Highway zu nehmen. Schade auch, dass wir direkt in eine gigantische Baustelle in exakt der Länge der „Abkürzung“ fahren – immerhin sieht man hier tatsächlich dutzende Arbeiter arbeiten ;-)
Wir knicken Richtung Süden ab und verlassen damit wieder den Banff Nationalpark. Stattdessen heißt uns der Kootenay Nationalpark willkommen. An der Continental Divide, der Wasserscheide des Kontinents, begeben wir uns auf einen kleinen Lehrpfad durch den nach einem großen Waldbrand 1968 langsam wieder grün werdenden Wald.
Wenig später erreichen wir den Marble Canyon, wo sich bei der Faltung des Gebirgszugs eine etliche hundert Meter lange und z.T. dutzende Meter tiefe Felsspalte gebildet hat, durch die ein kleines Flüsschen zu Tal donnert. Das alles im abgebrannten Wald mit seinen verkohlten Baumstämmen wirkt schon sehr skurril. Skurril trifft auch auf die Paint Pots zu, zu denen wir wenig später wandern. An dieser Stelle spülen Quellen eisenhaltige Mineralien an die Oberfläche.
Um unser heutiges Naturerlebnis zu vervollkommnen, stehen bei unserer Weiterfahrt plötzlich eine Elchkuh und ihr Kalb neben der Straße am Waldrand und lassen sich von den in sicherer Entfernung an der Straße haltenden Autos nicht groß stören – Mama Elch hat aber auch tatsächlich immer alles genau im Blick.
Nach dutzenden Fotos vom Beifahrerplatz aus machen wir uns schließlich wieder auf den Weg. Und als wenn wir heute nicht schon genug Abenteuer zu bestehen gehabt hätten, steht plötzlich ein weiterer Elch am Straßenrand und meint unbedingt dann über zu Straße laufen zu müssen, als wir vorbei kommen....