Zum Frühstück ist's vergleichsweise bewölkt, macht aber nichts. Unser Nachbar von gegenüber erzählt uns bestimmt drei, vier Mal, was für ein schöner Tag es doch ist, und dass es aufklären wird. So eingestimmt geht's los. Wir fahren zunächst an der Küste entlang nach Ohope. Dem Reiseführer nach ist allein der Strand schon Grund genug, hierher zu kommen. Wir sind nicht ganz der Meinung, aber umsonst war's auch nicht. Der Strand ist unendlich lang und vergleichsweise wild. Die paar Leute, die wir hier antreffen, fallen im Grunde gar nicht auf. Hier merkt man deutlich, dass etwas Abseits der Haupt-Touri-Orte die Saison definitiv schon wieder vorüber ist - und das quasi im August…Auch wenn wir immer gerne an der Küste sind, müssen wir sie nun verlassen und biegen bei Opotiki Richtung Landesinnere ab. Wir fahren quer duch die Berge, allerdings zunächst immer im Tal am Fluß entlang. Wir treffen mitten im Nichts auf die Tauranga Bridge. Die ist das letzte Überbleibsel vom Versuch einiger Siedler um 1900 herum, hier landwirtschaftlich erfolgreich zu sein. Dummerweise stellte sich heraus, das der Boden einfach nicht fruchtbar genug ist, um mehr als Farne zu ernähren.
Soweit so schön, denken wir uns noch. Doch dann beginnt der Albtraum. Ein harmloses Baustellenschild informiert über eine frisch erneuerte Fahrbahndecke. Die Geschwindigkeit wird auf 50 begrenzt. Sekunden später stellen wir mit Horror fest, das selbst bei 5 km/h der lose aufgeschüttete Split, eher Schotter, so dermaßen aufgewirbelt wird, dass wir das Gefühl haben, unser Wagen steht unter dauerhaftem MG-Beschuss… Und besonders schön ist, dass sich dieser Mist über Kilometer und Kilometer hinzieht. Ist eine Baustelle geschafft, müssen wir nur um die nächste Kurve biegen, um die nächste genauso schlimme Deckenerneuerung zu genießen. Wir sind begeistert und fragen uns, warum wir eigentlich laut Mietvertrag nur befestigte Straßen fahren dürfen. Man muss erstmal eine unbefestigte Straße finden, die dem Auto mehr Schaden zufügen könnte, als dieser Highway.
Und natürlich passiert, was passieren muss: Ein Stein finden schließlich doch den Weg irgendwo zwischen den Bremsscheibenschutz und Bremsscheibe und kreischt, dass uns ganz anders wird. Also an der nächsten Notbucht anhalten, Wagenheber suchen, Vorderrad abnehmen. Sehr interessant, wieviel leicht geteerter Schotter so auf allen möglichen horizontalen Flächen der Radaufhängung Platz findet. Herrlich auch wie es schon klingt, wenn man die Bremsscheibe mit der Hand dreht. Irgendwie bekommen wir den Stein raus, nur um kurze Zeit später festzustellen, dass offensichtlich noch mehr drin waren oder immer wieder welche nachrutschen. Gut auch zu sehen, dass es hier im Nichts auch keinen Handyempfang gibt. Im nächsten Ort beruhigt uns freundlicherweise ein Einheimischer, dass das nur störende Geräusche sind, aber nicht die Sicherheit des Autos beeinflusst ist. Nur wenig beruhigt quietschen wir uns voran. Irgendwo hier treffen wir auf zwei arme Radfahrer. Die werden nicht nur von den Vorbeifahrenden mit Steinen bombardiert, sondern haben auch noch eine gebrochene Gangschaltung. Wir bieten unsere Hilfe an, stellen aber schnell fest, dass wir keine Hilfe sind. Wir haben keine Plätze, um die beiden mitzunehmen und auch keinen Platz, um die beiden Räder zu transportieren. Außer einem "Good Luck" können wir nichts zu tun.
Als wir endlich in Gisborne ankommen, quietschen wir nicht mehr :-) und treffen auf dem Campingplatz die beiden Radfahrer wieder. Beim Schwimmen in der Poverty Bay kühlen wir wieder auf Entspannt-Pegel ab, bevor wir mit einer Pizza am Strand der Sonne beim Untergang zusehen.