Donnerstag, 20. Dezember 2007

6,8 auf der Richter-Skala


Was für ein Tag...die Natur spielt heute ganz schön verrückt. Aber der Reihe nach. Der Weckton kommt heute nicht aus dem Handy und außerdem viel zu früh. Irgendwann mitten in der Nacht kommt der große Regen. Es schüttet so richtig und prasselt von den Blättern des Baumes, unter dem wir parken, bombardementgleich aufs Autodach und vor allem auf die Entlüftungsabdeckung, denn die klirrt dabei so richtig.
Irgendwann stehen wir dann wirklich auf und finden sogar die Lücke im Regen, um draußen zu frühstücken. Der Blick zum Horizont offeriert keine deutliche Besserung, also beschließen wir einfach mal los zu fahren. Die Landschaft ist bestimmt ganz toll, aber hinter den Regenschleiern offeriert sie nicht wirklich viel Schönheit – irgendwie sieht alles gleich grau aus.
Je näher wir dem East Cape kommen, desto menschenverlassener wirkt die Gegend. Die Anzahl der leerstehenden oder baufälligen Häuser nimmt immer mehr zu, die Dörfer werden immer kleiner. Und immer noch regenet es. So versuchen wir einfach ein paar Kilometer abzureißen und heute möglichst nah an Napier zu kommen.
Um 17:00 sehen wir zum ersten Mal die Sonne, als wir in Gisborne das Auto parken und zum Schlendern durch die Stadt aufbrechen. Wir sind offensichtlich wieder in der Zivilisation angekommen, und die Stadt macht einen echt süßen Eindruck. Die Promenade ist auf beiden Seiten mit hübschen Häusern bestückt und durchgehend palmenbewachsen. Dazu die Sonne, endlich mal was Schönes. Wir überlegen, ob wir hier einen Campingplatz suchen oder nochmal 90km weiter ziehen. Wir entscheiden uns für Letzteres – und sind drei Stunden später ziemlich froh darüber...
Kleiner Zeitsprung. Es ist kurz vor 21:00. Unser Essen (grünes Hähnchen Curry ala Thai) ist gerade fertig und wir sitzen vor unserem Camper am Picknick-Tisch als plötzlich alles zu schwanken beginnt. Das Schwanken wird zum Schaukeln und uns wird klar: Wir erleben gerade ein Erdbeben.
Nach 30 Sekunden ist alles vorbei. Es ist nichts weiter passiert, wie es scheint. Kurze Zeit später kommt in aller Seelenruhe ein Opa aus der Dusche, guckt aus der Entfernung zu uns herüber und fragt: „You know what that was, do you?“ Klar, das wissen wir. Mittlerweile ist er bei uns angekommen und erzählt, daß es 'ne ganze Menge Neuseeländer gibt, die noch nie ein Erdbeben erlebt haben. Er schätzt, daß es wohl so Stärke fünf gewesen sein wird. Jedenfalls stärker als alles, was er bisher erlebt hat. Später erfahren wir vom Campingplatzbesitzer, der nach dem Rechten sieht, daß im Radio eine gemessene Stärke von 6,8 vermeldet wurde und das Epi-Zentrum vor Gisborne (!) gelegen hat. Gisborne soll wohl nicht ganz unbeschadet davon gekommen sein. Von zerbrochenen Scheiben und beschädigten Häusern wird berichtet.
Mal sehen, wie die Nacht wird...denn eigentlich sind doch Nachbeben zu erwarten, oder? Auf jeden Fall wird morgen die Zeitung gekauft!