Von der gestern bei der Abfahrt bereits eingehandelten Verspätung konnte der Kapitän nichts aufholen, was uns aber ganz recht ist. So kommen wir erst kurz nach 7 Uhr am Morgen in Melbourne an, und der Wecker darf uns noch ein Stündchen länger schlummern lassen. Obwohl die Überfahrt glücklicherweise nicht ihr berüchtigtes super-raue-See-Gesicht gezeigt hat, fühlen wir uns wie erschlagen, als wir an die frische Luft kommen und die Skyline von Melbourne in der Morgendämmerung bewundern können.
Den Sonnenaufgang verleben wir unter Deck mit dem Warten auf das Ausschiffen. Das zieht sich auch lange hin. Als wir von Bord sind, erklärt sich auch wieso. Zunächst muss die Hälfte der Fahrzeuge zu einer erneuten Gasflaschenkontrolle (anscheinend alle, die bei Abfahrt lose Flaschen deklarieren mussten). Außerdem ergießt sich die Fahrzeugmenge direkt auf eine ohnehin im Berufsverkehr hoffnungslos überlastete Straße.
Wir fliehen erstmal am Ufer und später am Strand entlang nach St. Kilda, wo wir kurz durchschnaufen, den herrlichen Stadtstrand bewundern und den weiteren Plan festlegen. Kurzum, wir machen uns trotz der frühen Stunde direkt auf den Weg zum Campingplatz unserer Wahl - der ist zwar quer durch die Stadt, aber dank Navi im Handy letztlich um den Faktor 10 weniger stressig als die Suche damals, vor vier Jahren. Wir kommen lange vor der Checkout-Zeit an, können aber direkt einchecken. Ein Einweiser leitet uns zu unserem Stellplatz, der hier so groß ist, dass man locker mit zwei Supertrailern einparken könnte.
Nach dem dringend notwendigen Frühstück kehrt das Leben zurück und wir fühlen uns in der Lage, die Stadt zu erobern. Nach einem ordentlichen Fußmarsch erreichen wir die Metro-Station, wo es heißt, die Tickets zu kaufen. Das ist hier nicht soo einfach, muss doch zunächst eine Chipkarte (myki) erworben werden, die dann mit genügend Geld aufgeladen für die tatsächlichen Fahrten als Ticket dient. Das Fahrkartenterminal konkurriert im Bereich Verwirrung ganz locker mit den Terminals der Deutschen Bahn. Nach Anwahl des Menüpunktes "myki kaufen" folgen nur Optionen zum Aufladen. Nach Einigem hin und her begreifen wir, dass aufladen in diesem Falle kaufen-und-aufladen heißt.
20 Minuten später steigen wir in der Flinders Street aus und beginnen unsere Tour mit einem Besuch der Docklands, dem ehemaligen Werftgelände, das jetzt in ein modernes Geschäftsviertel mit Gastronomie verwandelt wird. Weiter geht es mit der kostenlosen City Circle Tram (die immer im Kreis um den Stadtkern kreist) zu den Carlton Gardens mit seinem alten und schönen Royal Exhibition Building. Von hier aus spazieren wir zum Parliament House, bewundern das alte Theater und besuchen China Town. Das wirkt so am Tage aber wenig aufregend. Das gleiche gilt auch für den griechischen Bezirk in der nächsten Parallelstraße. Wir erkunden die Innenstadt noch ein wenig und setzen uns am späten Nachmittag in ein kleines Restaurant - der Hunger rief.
Nach dieser Stärkung geht es zurück zur Bahnstation, bzw. zum direkt gegenüber in der schönen Frühabendsonne liegenden Federation Square. Wir überqueren den Yarra River und spazieren an dessen Ufer entlang zum Eureka Tower, der in der 88. Etage eine wunderbare Aussichtsplattform bietet. Wir genießen den abschließenden Blick über die Stadt, bevor es wieder zurück zu unserem mobilen Hotelzimmer geht.