Der Morgen täuscht zunächst schönes Wetter an, schaltet aber beim Frühstück auf Nieselregen um. Wir lassen uns nicht beeindrucken und bleiben einfach sitzen. Das macht offensichtlich Wirkung und der Regen wird wieder eingestellt :-) Heute führt uns unser Weg in die Grampians, einem kleinen Gebirge im Hinterland. Hinter Warrnambool biegen wir ab und verlassen alsbald nennenswerte Besiedlung. Die Abwechslung hält sich für die nächsten 75km arg in Grenzen:
- riesige Koppel mit Kühen
- riesige Koppel mit Schafen
- riesige leere Koppel
Die drei Ausprägungen werden in jeglicher denkbaren Abfolge dargeboten, bis wir Penshurst, die erste kompakte Siedlung mit Mini-Stadtcharakter, erreichen. Bis auf vier Motorradfahrer, die im Café sitzen, regt sich kein Leben. Wir fahren also weiter bis Dunkeld. Ab hier ändert sich die Landschaft und geht in endlose Eukalyptuswälder über. Irgendwo sitzt in einer Kurve ein Känguru am Straßenrand und guckt mürrisch drein. Je weiter wir in die Grampians vorstoßen, desto besser wird das Wetter. Das weckt Erinnerungen an unseren letzten Ausflug hierher. Da hatten wir auch allerbestes Wetter.
Nach weiteren 65km Kilometern kommen wir zum ersten Campingplatz. Wie schon gestern, waren alle Buchungsversuche übers Internet an fehlender Verfügbarkeit von Stellplätzen gescheitert. Mal sehen, denken wir uns und halten vor der Rezeption. Auch hier versuchen sie uns erneut mit einem nicht zu übersehenden Schild abzuhalten. Aber was gestern ging, geht doch heute auch? Wir sprechen vor und lösen fast einen Lachkrampf aus. Zu unserer Freude sind zwischen den Glucksern die Worte "you are sooo lucky" zu hören. Offenbar hatte gerade eben erst jemand seinen Platz storniert - der damit zum einzig verfügbaren geworden war.
Auf geht's nach Halls Gap, dem Städtchen hier in den Grampians. Hier ist entsprechend der Belegungen der Campingplätze die Hölle los. Wir ergattern trotzdem einen Parkplatz und wollen uns zunächst mit Eis oder Kuchen stärken. Das haut nicht hin, da die Schlange an der Eisbude ewig lang ist, und im Café keine Plätze frei sind.
Das macht nichts, dann fahren wir eben direkt zu unserer ersten Wanderung, die wir hier unternehmen wollen. Diesmal ist die vor vier Jahren noch gesperrte Zugangsstraße in die Tiefen des Nationalparks frei. Vom Parkplatz erklimmen wir zunächst den "Grand Canyon", bevor wir uns stetig steil bergan über schieren Felsen arbeiten. Der hat übrigens die Gestalt eines versteinerten Gehirns eines Super-Mega-Riesen... Als wir denken, wir müssten nunmal langsam da sein, biegt der Weg ab, in die "Silence Street", eine sehr schmale aber nur 4m hohe Schlucht, die die meisten Außengeräusche abblockt. Von hier aus gilt es nochmals Felsstufe um Felsstufe zu erklimmen, bis wir da sind. Ein wunderbarer Aussicht von der Felsnase, die über die steil abfallende Klippen ragt, ist der Lohn.