Nach dem Aufstehen aktivieren wir heute Plan B (zur Erinnerung: nach Plan A wären wir heute gar nicht hier, sondern wären irgendwo in der Gegend der Seen entlang des Lake Highway). Wir wollen mit dem Schiff eine ausgedehnte Fahrt durch das Tamar Valley machen. Also fahren wir zur Ablegestelle im relativ neuen Seaport. Aber wir haben ein bißchen eine Pechsträhne. Unsere gewünschte und auf allen Flyern sowie im Internet aufgeführte Tour fällt heute aus, da sie durch eine andere früher startende und länger dauernde ersetzt wurde. Also erstellen wir Plan C: Statt gemütlicher Bootstour sportliches Wandern im Cataract Gorge. Zunächst zum Sentinel Lookout, und weil es solchen Spaß macht, marschieren wir weiter zur alten Duck Reach Power Station.
Nach unserer Trainingseinheit schaukeln wir gen Devonport, wo abends um 21 Uhr unsere Fähre nach Melbourne ablegt. Auf halber Strecke entdecken wir eine Raspberry Farm, die ihre leckeren Himbeeren auch in wundervolles Eis verwandelt anbietet. Wir können nicht widerstehen und genießen bei herrlichem Wetter und einem Spaziergang um den Farmsee.
Später am Nachmittag erreichen wir Devonport, das direkt am Meer liegt, aber städtisch gesehen keine Idylle bietet. Alle Geschäfte haben zu, und so ist der Stadtkern vollkommen verwaist. Am Hafen ist heute offensichtlich Dorffest, aber wir bekommen nur noch die letzten beiden Teilnehmer des großen wer-fällt-einen-Baum-am-schnellsten-und-mit-den-wenigsten-Axthieben-Wettbewerbs. Die finale Rangliste wird nur so ins Mikro genuschelt und verliert sich im geschäftigen Abbau.
Da wir immer noch Zeit haben, machen wir uns auf die Suche nach einem schönen Plätzchen fürs Abendbrot. Das finden wir gleich um die Mündung herum auf dem Leuchtturm-Hügel. So genießen wir unser Abendmahl in der Abendsonne, während wir die einlaufende "Spirit of Tasmania" beobachten.
Langsam wird es Zeit und wir fahren auf die gegenüberliegende Seite des Flusses zum Fährhafen. Der Checkin geht wie geschmiert. Offensichtlich werden die anfahrenden Autos rechtzeitig automatisch anhand des Nummernschildes identifiziert und die Bordkarten und Zimmerkarten dem "Beamten" passend auf den Tisch gedruckt. Danach muss jedes Fahrzeug durch die Security, die sich die Gasflaschen und den Innenraum zeigen lässt. Anschließend heißt es wieder warten. Unglaublich, dass all die anderen auch auf das Schiff passen sollen... Das Ausladen dauert ganz schön lange. Als das Beladen endlich beginnt kommt ein "Drama" nach dem anderen: Zunächst springt der Wagen in der Reihe neben uns nicht mehr an - Batterie lehr. Sofort springen ein paar Wartende helfend zur Seite. Kaum hat einer die Überbrückungskabel in der Hand, versucht der nächste in die leere Reihe hineinzuwenden. Allerdings werden die Helfer von offizieller Seite sofort zurück in Reih' und Glied beordert - das Servicefahrzeug mit externen Überbrückungsanschlüssen kommt schon. Kaum ist das Problem gelöst, hat die nächste Reihe ein Problem. Auch hier springt ein Auto nicht an. Diesmal ist es aber ganz offensichtlich nicht die Batterie - der Fahrer lässt den Anlasser kurbeln, bis er glüht.
Irgendwann sind auch wir an Bord und können unsere Kabine in Beschlag nehmen. Unsere Inspektion des Schiffes ergibt ein der Stena Line ähnliches Bild. Nur der Seegang in der Bass Straight ist ganz offenbar deutlich größer als auf der Ostsee. Selbst auf dem 11. und damit obersten und immer noch überdachten und verglasten "Außendeck" finden sich ansehnliche Salzwasserflecken auf dem ausgelegten Teppich. Mit einer guten Stunde Verspätung stechen wir um 22 Uhr in See.